Ich interessiere mich über die Grenzen einzelner Disziplinen hinaus für alles, was menschliches Verhalten und Kommunikation betrifft. Was setzt Handlung in Gang? Warum handelt jemand so und nicht anders? In welchem Moment? Was kommuniziert er oder sie? An wen? Welche Wechselwirkungen ergeben sich daraus unter den Beteiligten? Bei der Betrachtung einzelner Aspekte immer wieder die Perspektive zu wechseln ist mir sowohl Bedürfnis als auch Freude. Nach anfänglicher Verwirrung setzt genau hier die Überraschung und Kraft ein, Dinge nicht nur anders zu sehen, sondern eben auch nochmal anders anzugehen. Diesen Moment gibt es sowohl in der Arbeit mit Teams als auch in der Einzelarbeit.
Speziell in der Arbeit mit Einzelnen kommt mir meine zweigleisige Ausbildung zugute, die ich in Berlin durchlaufen habe, nämlich, dass ich nicht nur auf systemische, sondern auch auf Kenntnisse psychodynamisch Verfahren zurückgreifen kann. So setze ich in meiner Arbeit den Fokus immer zuerst auf die Ressource eines Menschen. Ich arbeite daher sehr gerne mit dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM) von Storch und Krause.
Als Kommunikationsspezialistin liegt mir viel daran, Kenntnisse und Praktiken weiterzugeben, die Kommunikation trainierbar werden lassen. Hier halte ich die Modelle und Ausführungen von Friedemann Schulz von Thun für ungemein hilfreich und ich verwende sie daher auch regelmäßig. Dass jede Äußerung nach verschiedenen Seiten hin interpretierbar ist, oder die Vorstellung, dass unser Denken nach dem Prinzip eines inneren Teams arbeitet, hat Schulz von Thun einfach und effektiv dargestellt. Mit ein wenig Übung lassen sich viele Fallen im täglichen Miteinander vermeiden. Fallen können sichtbar gemacht werden und anschließend gemeinsam zur Seite gestellt werden.
Dass Menschen in Gruppen anders agieren, als wenn sie als Einzelpersonen auftreten, diese Beobachtung habe ich durch Lektüre der Bücher von Carl Rogers und Irvin D. Yalom genauer beobachten gelernt. Arbeiten mit Teams, die gemeinsam ihren Arbeitsauftrag erfolgreich und mit Freude umsetzen möchten, ist wie die Arbeit mit einem Doppelwesen. Es macht Sinn, wenn ihre Mitglieder*innen sich als Gestaltgebende Personen erkennen, und diese Erkenntnis gemeinsam in Handlung umzusetzen beginnen.
Mir liegt daran, dass Menschen durch die Zusammenarbeit mit mir ihren Handlungsspielraum erweitern, dass sie neue Sichtweisen einnehmen, Dinge spielerisch neu anordnen, dass sie vom Denken ins Handeln kommen. Gemeinsam können Teams ausprobieren, was entstehen kann, wenn anders als bisher miteinander umgegangen wird, sie können erleben, wie es ist, wenn alle Mitglieder*innen ihren Handlungsspielraum voll ausnutzen. Denken ist eben auch eine Form des Handelns, auch dieser Spielraum kann sich verändern, zum Beispiel, indem ich Informationen erhalte, die ich vorher nicht gehabt hatte und diese nun nutze.
Der eigene Handlungsspielraum hat jedoch auch seine Grenzen. Einzelne Menschen sind selten für alles verantwortlich. Hier macht es Sinn, festzustellen, wer genau wann und wofür die Verantwortung trägt. Verantwortlichkeiten können erkannt oder neu bewertet werden – wenn man sie zum Thema macht.
Handlungsspielraum beinhaltet die Handlung – das Spiel – und den Raum. Eine Zusammenarbeit mit mir findet in einem sicheren Raum statt, enthält spielerische Elemente, setzt an den Ressourcen an und führt dazu, wieder neu ins Handeln zu kommen.