Was genau will der Fragende hier wissen? Warum es schwer ist, in einfachen Worten zu sprechen? Warum nicht die Tatsachen (einfach) benannt werden können? Warum es schwerfällt, unabhängig von den eigenen Empfindungen (ich fühle mich dick), einfach über den letzten Besuch im Freibad zu berichten? Warum ich nicht einfach (mal) sagen kann, was Sache ist (in diesem Team)? Und überhaupt hat es mich immer schon genervt, wenn Freunde und Familie zu mir sagten: „Ja, dann rede doch einfach!“.
Der Psychologe Friedemann Schulz von Thun hat für uns dazu ein Erklärungsmodell erstellt (Miteinander reden: 1 Allgemeine Psychologie der Kommunikation; Hamburg 1981). Nach diesem hat eine Nachricht vier Seiten. Die Selbstoffenbarung, den Sachinhalt, den Appell und die Beziehung. Welche Seite ich mit meiner Aussage treffe, wo ich den Schwerpunkt setze, entscheide ich durch Wortwahl, Betonung, Körpersprache. Bei der Frage: „Warum ist es so schwer, einfach zu reden?“ gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wenn ich einen Appell senden möchte, dann werde ich die Frage mit Nachdruck stellen und meine Körpersprache wird signalisieren: „Es kann doch nicht so schwer sein!“ Wenn ich den Sachinhalt angehen will, dann werde ich nach den Hintergründen fragen, warum es schwer ist, einfach zu reden (und mit Schulz von Thun antworten). Eine Selbstoffenbarung entgleitet mir möglicherweise ungewollt, indem ich mich dabei ertappe, wie ich die Frage in der nachempfundenen Stimme meiner Mutter wiederhole, die von mir verlangt hatte, „ganz einfach zu reden“, was mich immer sehr geärgert hat (weil ich mich dumm dabei gefühlt habe). Meine Mutter, die wusste, dass ich nicht leicht ins Reden komme, hat diesen Satz benutzt, um mir zu zeigen, was sie in dem Moment von mir hält. Einfach zu sein, ist allgemein nicht leicht. Vielleicht auch deshalb, weil wir dafür so viel weglassen müssen.